Amtsleitungswechsel beim Finanzamt Emden-Norden
Hannover, 22. November 2024. Regierungsdirektor Olaf Grimmig ist der neue Leiter des Finanzamts Emden-Norden. Anlässlich der heutigen Feierstunde führte der Vizepräsident des Landesamtes für Steuern Niedersachsen (LStN), Karsten Pilz, Herrn Grimmig offiziell in sein neues Amt als Leiter des Finanzamts ein. Gleichzeitig verabschiedete er Leitenden Regierungsdirektor Dr. Christian Kläne, der das Finanzamt seit Dezember 2023 geleitet hat und seit dem 1. Juli 2024 das Finanzamts für Fahndung und Strafsachen in Oldenburg leitet.
Herr Grimmig ist im April 2010 beim Finanzamt Oldenburg in den Dienst der niedersächsischen Steuerverwaltung getreten. In der Zeit von August 2011 bis September 2019 war er bei den Finanzämtern Norden, Fahndung und Strafsachen in Oldenburg und dem Finanzamt Oldenburg in unterschiedlichen Führungspositionen tätig. Von Oktober 2019 bis August 2023 war er Ständiger Vertreter der Amtsleitung beim Finanzamt Leer (Ostfriesland). Mit seinem Wechsel an das Finanzamt Sulingen im September 2023 übernahm er erstmals die Leitung eines Finanzamts.
Seit Mitte August 2024 leitet er das größere Finanzamt Emden-Norden, das aus der Fusion der Finanzämter Emden und Norden zum 1. Juni 2021 hervorgegangen ist.
Neben seiner Tätigkeit als Leiter eines Finanzamts unterrichtet Herr Grimmig Nachwuchskräfte an der Steuerakademie Niedersachsen in Rinteln in den Themengebieten Steuerstrafrecht und Grundrechte.
In seiner Rede ging Vizepräsident Pilz auf die nicht nur die Steuerverwaltung betreffende Herausforderung, geeigneten Nachwuchs zu finden und auszubilden, ein. Trotz vielfältiger Bemühungen sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, sei nicht auszuschließen, dass in Zukunft nicht genügend junge Menschen gewonnen werden könnten, so dass über die Quantität der Aufgaben nachgedacht werden müsse und auch, wie diese qualitativ erledigt werden.
„Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), kann nicht nur die Zukunft unserer Arbeit, sondern auch die Effizienz und Transparenz in der Steuerverwaltung verändern“, so Vizepräsident Pilz. Sie könne dabei helfen, unzugängliche Datenmengen zu erschließen. Sie könne helfen, in massenhaft gleichgerichteten Verfahren, wie dem Besteuerungsverfahren, den menschlichen Faktor zugunsten der Effektivität zu ersetzen. Schon jetzt sei unter bestimmten Voraussetzungen der Einsatz automationsgestützter Systeme, sog. Risikomanagementsysteme, möglich. Auf diesem Gebiet verfolge Niedersachsen bereits verschiedene Ansätze. Ein Projekt sei TaDeA (Tax Defence Analytics), eine Forschungskooperation des Landesamts für Steuern Niedersachsen und der Universität Oldenburg mit dem Ziel, Umsatzsteuerbetrug und aggressive Steuervermeidungsstrategien aufzudecken.Ein weiterer Schritt sei es, sog. „Use-Cases“ für den Einsatz von KI in der Steuerverwaltung zu finden. Ein erster Fall, den die Forschungskooperation entwickelt hat, habe zum Ziel, Massendaten aus dem Ausland über Großkonzerne auszuwerten. Bereits schon kommendes Jahr solle dies unter dem Namen InDA (Intelligente Datenanalyse in der Auslandsfachprüfung) in den Finanzämtern für Großbetriebsprüfung eingesetzt werden.
Ein zweiter „Use-Case“ ist die Erkennung von Anomalien im Bereich der Umsatzsteuer. Allein in Deutschland gingen geschätzt jährlich mehr als 11 Mrd. Euro aufgrund von Betrugsmodellen verloren. KI könne dabei helfen, Handelsbeziehungen von Unternehmen zu visualisieren und die Bewegungen von Waren leichter zu verfolgen.
Ungeachtet dessen werde mit Blick auf die begrenzten personellen Ressourcen eine möglichst hohe Automatisierung angestrebt. Intelligentes Workflowmanagement, digitale Akten, Spracherkennung und maschinelle Übersetzungen sollen das Personal von Assistenztätigkeiten entlasten, sodass es sich auf die Kerntätigkeiten der Steuerverwaltung konzentrieren könne.
Aber auch ein weniger komplexes Steuersystem hätte ökonomisch viele Vorteile für alle Beteiligten.
In Deutschland gebe es ca. 43 Mio. Bürgerinnen und Bürger, die Lohn- oder Einkommensteuer zahlen müssen. Das Einkommensteuergesetz habe aktuell 122 Paragraphen, von denen einige bis zum Buchstaben k reichen. Deutschland stehe mit immer umfangreicher werdenden Gesetzestexten zwar nicht alleine dar, aber ein solch komplexes Steuersystem könne dazu führen, dass auf die Abgabe einer Erklärung verzichtet werde, sofern hierfür keine Verpflichtung bestehe. Für Bürgerinnen und Bürger entstehe zudem der Eindruck, dass ein komplexes Steuersystem ungerecht sei und Steuerhinterziehung erleichtere. Auch führe es dazu, dass oftmals gerade die Bezieher von kleinen Einkommen mehr Steuern zahlen, als sie müssten. Hier könne beispielsweise die vorausgefüllte Steuererklärung helfen oder sich ein Betätigungsfeld für die eingangs erwähnte KI ergeben, so Pilz
Der Umstand, dass die Steuerverwaltung hier noch nicht weiter ist, obwohl alle Beteiligten dieses Ziel vor Augen haben, führe Vizepräsident Pilz darauf zurück, dass der föderale Aufbau unseres Staates, die Gesetzgebungssystematik des Grundgesetzes sowie die vielen Partikularinteressen den politischen Diskurs komplizieren und die Durchsetzung von Zielen schwierig werden lassen.
Das Finanzamt Emden-Norden beschäftigt 228 Personen. 11 davon befinden sich zurzeit in einem dualen Studium und 10 in einer Ausbildung.
Das Steueraufkommen des Finanzamts betrug im Jahr 2023 rd. 603 Mio. Euro.
Rund 51.500 Einkommensteuerfälle, davon nahezu 30.700 Arbeitnehmerfälle, werden im Finanzamt geführt. Die Anzahl der Körperschaften, einschließlich etwa 850 Vereinen, beläuft sich auf etwas mehr als 2.000. Daneben werden dort für andere Gesellschaftsformen (wie z. B. Kommanditgesellschaften, Offene Handelsgesellschaften und Gesellschaften bürgerlichen Rechts) in rd. 2.700 Fällen die Einkünfte gesondert (und ggf. einheitlich) festgestellt.
Der Zuständigkeitsbereich des Finanzamts Emden-Norden erstreckt sich auf das Gebiet der kreisfreien Stadt Emden sowie auf die im Landkreis Aurich als nordwestlichste Stadt auf dem deutschen Festland gelegene Stadt Norden. Daneben ist das Finanzamt für vier ostfriesische Inseln, nämlich Borkum, Juist, Norderney und Baltrum, örtlich zuständig.
Weitere Informationen zum Finanzamt Emden-Norden und zur Steuerverwaltung Niedersachsen sind auf der Webseite des LStN unter https://lstn.niedersachsen.de/ zu finden. Hier findet man auch die filmische Kurz-Serie „Finanzamt. Einfach erklärt.“, mit der Interessierte einen nicht alltäglichen Blick hinter die Kulissen eines Finanzamts werfen können (https://lstn.niedersachsen.de/mediathek/finanzamt-einfach-erklaert-207889.html).
Artikel-Informationen
erstellt am:
22.11.2024